ELISABETH:
Komm, sprach sie zum Blatt,
sei die Form meiner Gedanken.
Ja, ich will deine Form sein, sprach das Blatt.
Und sie dankte ihm.
Komm, sprach sie zum Halm,
sei die Linie meiner Gedanken.
Ja, lass mich deine Linie sein, sprach der Halm.
Und sie dankte ihm.
Komm, sprach sie zur Blüte,
erzähle von mir.
Und die Blüte erzählte von ihr
Und manche verstanden sie.
SUZANNE KRENN
Heute fällt mir dieses kleine Gedicht in die Hände, welches meine Freundin Suzanne Krenn für mich geschrieben hat und anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung meiner Blumenbilder vortrug. Danke!
Diese Collagen, das sind geklebte Bilder, habe ich viele Jahre lang voll Liebe hergestellt, unterstützt von meinen beiden Kindern, die damals noch klein waren.
Aber ich möchte mit meiner Erzählung beim „Ursprung“ anfangen. Von einem Ereignis berichten, das mein Leben stark geprägt hat und dieser Arbeit zugrunde liegt.
Es war Frühling.
Ich war damals Anfang zwanzig und wurde ins Spital eingeliefert. Mein Körper war in Aufruhr wegen der starken Medikamente und meine Seele war in Aufruhr, da ich erstmals in meinem Leben mit wirklichem Leid konfrontiert wurde und Hoffnungslosigkeit zum Greifen nahe war. Denn in schlaflosen Nächten erlebte ich das verzweifelte letzte Aufbäumen Sterbender.
Der Duft des Flieders drang durch das geöffnete Fenster und stand in so krassem Widerspruch zu dem, was ich gerade erlebte.
Als ich erstmals wieder durch unseren Garten gehen konnte, „fühlte“ ich jeden Grashalm unter meinen Füßen. Ich hatte Tränen der Freude in den Augen und empfand unendliche Dankbarkeit für die kleinste Blume.
In diesem Augenblick realisierte ich, wie einfach es ist „glücklich“ zu sein und wie nahe wir dem Glück in jedem Moment unseres Lebens sind. Ich fragte mich: „Wie war es möglich, das nicht früher zu erkennen und inzwischen so vieles für selbstverständlich zu halten.“ Ich überlegte, wie man in den Menschen dieses Gefühl der Achtsamkeit, Freude und Dankbarkeit wachrufen könnte, ihnen aber gleichzeitig erspart, diese Erfahrung durch Leid zu machen.
Meine Blumenbilder waren ein Versuch und liebevoller Beitrag!
Eigentlich ist das ja eine traurige Geschichte und ich will mit Euch ja nur schöne Dinge teilen. Aber bei genauerer Betrachtung ist es eine gute Geschichte: die schwere Krankheit, die man bei mir befürchtete, hatte ich nicht. Es war also nur meine Bestimmung diese Erfahrung zu machen, um Freude weitertragen zu dürfen.